Presseartikel 2014

08.01.2014

Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte

Lebensmittelbranche sucht Azubis / Arbeitslosenquote liegt bei 8,9 Prozent

GADEBUSCH Es geht um die Wurst und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest bei der Puttkammer Fleischwaren Spezialitäten GmbH in Gadebusch. Die Herstellung von Spezialitäten für den europäischen Markt ist aber längst nicht alles, was das Familienunternehmen beschäftigt. „Wir suchen Auszubildende, Nachwuchs im Fleischerhandwerk“, sagt Roswita Puttkammer.

Noch vor wenigen Jahren war die Einstellung neuer Mitarbeiter ein Selbstläufer. Bis zu zehn Auszubildende fanden sich in jedem Jahr. Anfang 2014 scheint der Markt wie leergefegt. „Ein junger Mann hat sich dieser Tage bei uns vorgestellt. Die Rückmeldung blieb aus“, so Puttkammer. Was bleibt, sind aktuell zwei Auszubildende im dritten Lehrjahr. Folglich gestaltet sich die Nachwuchssuche weiterhin schwierig.

Kein Einzelfall im Nordwestkreis. Branchenspezifisch gibt es „einige Unternehmen, die auf der Suche nach Fachkräften und Auszubildenden sind“, betont Ramona Körner, Teamleiterin Arbeitsvermittlung Gadebusch-Grevesmühlen.
Aktive Nachwuchssuche betreiben Unternehmen der Lebensmittelbranche, Pflegeheime und Baufirmen. Bei aktuell 95 arbeitslos gemeldeten Jugendlichen lässt sich dennoch keine zufriedenstellende Auswahl für die Unternehmen treffen. Folglich greifen Puttkammer und auch der Schlachtbetrieb Frank Speck in Möllin auf bundesweite Initiativen wie das Förderprogramm MobiPro zurück. Zielsetzung ist die „Sicherung des Fachkräftebedarfs in Deutschland als Beitrag gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa“, so die Agentur für Arbeit. Gefragt sind vor allem junge Menschen bis 30 Jahre aus Südeuropa.

Von der Infoveranstaltung im Dezember verspricht sich Frank Speck einen Teilerfolg: „Wenn zwei Auszubildende mit Interesse an Mecklenburg-Vorpommern den Weg zu uns finden, wäre das beachtlich.“ Eine Verjüngung des Personalstamms sei dringend geboten. Aktuell arbeiten drei Mitarbeiter im Alter von 60 Jahren im Betrieb. Greift bei ihnen die diskutierte Rentenregelung der Bundesregierung, gehen sie möglicherweise nach 45 Arbeitsjahren mit Anfang 60 in Rente. Somit halte das Unternehmen nach allen Seiten Ausschau. „Wir sind bemüht, Lehrlinge aus dem Umkreis von 15 Kilometern mit Rückhalt in der Familie zu finden“, sagt Speck. Aktuell habe er eine Bewerbung von der Insel Rügen vorliegen gehabt. Aufgrund der Entfernung kam es bislang nicht zur Unterschrift.

Unternehmen wie Hoch- und Tiefbau Gadebusch bilden weiterhin Maurer, Stahlbetonbauer und Fliesenleger aus. Größtenteils akquiriert das Unternehmen entsprechend der Lage der Baustellen im betriebsamen Großraum Hamburg das Personal.

Für die Gadebuscher Lebensmittelbranche ist Hamburg kein Gewinn bringender Arbeitskräftepool. Roswita Puttkammer muss auf den regionalen Arbeitsmarkt zurückgreifen. Es sei traurig keine geeigneten Leute zu finden, obwohl der Beruf des Fleischers nicht in Verbindung mit dem Schlachten steht. Leute mit Ideen und Lust, Lebensmittel zu entwickeln, die werden gesucht. Schichtarbeit gebe es nicht. „Unsere Fleischer beginnen in der Frühschicht und arbeiten bis zirka 14 Uhr in einer 5-Tage-Woche“, sagt Puttkammer. Neue Anreize für den Job sollen die Nachwuchssuche vereinfachen. Einen wichtigen Part sieht Roswita Puttkammer ebenso in der Anstellung ausländischer Arbeitskräfte über das Förderprogramm des Bundes. Eine Lösungsvariante, denn der regionale Arbeitsmarkt dünnt sich weiter aus. Ramona Körner: „Wir verzeichnen eine positive Entwicklung. Mit 1190 Arbeitslosen liegt die Quote bei 8,9 Prozent–damit nur um 75 Arbeitslose höher als im November (8,4 Prozent).“ Im vergangenen Jahr vermeldete die Agentur eine Quote von 9,3 Prozent. Trotz Berücksichtigung des demografischen Wandels gilt die heutige Entwicklung als deutliches Zeichen, dass die Unternehmen „ihre  Abeitskräfte langfristig binden“, so Ramona Körner.

Volker Bohlmann

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Zwiebelmett für den Frühstückstisch: Geselle Sebastian Mizner (r.) in der Gadebuscher Produktion mit Marcel Puttkammer.

FOTO: VOLKER BOHLMANN