Presseartikel 2008
Die Gadebuscher Wurst-Erfinder
Bei Puttkammers in Gadebusch geht‘ s um die Wurst: Die Fleischerei ist nicht nur regional eine Marke – sie ist sogar bis ins Ausland gefragt.
von Jens Seemann
GADEBUSCH – Die Gadebuscher Fleischerei Puttkammer ist in aller Munde. Denn die Waren werden aus der Kleinstadt in ganz Deutschland und ins nahe gelegene Ausland geliefert. Von Großproduktion ist in den Hallen dennoch nichts spürbar. Das herkömmliche Fleischerhandwerk genieße höchste Priorität, verrät Seniorchef Günter Puttkammer. Die meisten Produkte werden noch mit der Hand gefertigt. Sorgfältig legen Frauen Eier, Möhren, Fleisch und Gurken in eine Schale, bevor diese dann mit Aspik aufgegossen wird.
„Hier gibt es Handwerk statt Industrie“, sagt Günter Puttkammer. Obwohl sein Sohn Lars mittlerweile die Geschicke leitet, schaut der Chef dennoch immer zwei bis dreimal in der Woche vorbei. Meist stellt er sich dann in die Probierküchen. Dort habe er die besten Ideen.
Gewürze und Fleisch werden gemischt, so dass jährlich bis zu zehn Produkte entstehen, von denen meist zwei dann auf den Markt kommen.
Günter Puttkammer liebt seinen Beruf. Seit 30 Jahren hat er sich auf die Produktion von Nischenprodukten spezialisiert. Besonders Schinkenröllchen und Sülzkotelett in Aspik hat er erfunden. Mittlerweile gibt es einige Firmen, die es auch herstellen, denn ein Schutz vor Nachahmungen bei Lebensmitteln gebe es nicht. „Jede Abwandlung führt schon zu einem anderen Produkt – da ist Patentschutz zwecklos“, so Lars Puttkammer. Dennoch weiß er, dass es bundesweit nur wenige Firmen gibt, die spezielle Fleischwaren herstellen. Die Gadebuscher denken immer einen Schritt voraus. Das haben auch schon namenhafte Discounter erkannt, die in Gadebusch produzieren lassen. „Leider steht dort nicht mehr unser Name drauf.“Bis zu neun Tonnen Fleisch verarbeitet die Firma täglich. Besonders stolz sind die Puttkammers auf ihre neueste Kreation: Auf der grünen Woche in Berlin stellten sie die Peppadew-Bratwurst vor – „ein absoluter Renner“, sagen die Puttkammers.
Roswita Puttkammer hatte die Idee, die südafrikanische Kirschtomate mit ihrem süß-scharfen Aroma in die Wurst zu mischen. Jede Produkterweiterung schafft in Gadebusch Arbeitsplätze. Zuletzt wurde es eng für die 85 Mitarbeiter, die heute in zwei Schichten arbeiten. Nach reichlichen Überlegungen investierte das Unternehmen etwa sechs Millionen Euro in eine neue Produktionshalle und spezielle Maschinen, die auf Wunsch der Firma entwickelt wurden. Demnächst kann so noch mehr produziert werden. Personal aber will Lars Puttkammer nicht einsparen: „Wir verteilen die Mitarbeiter auf andere Bereiche.“
2500 Quadratmeter neue Produktionsfläche stehen zur Verfügung. In wenigen Wochen sollen alle Bänder laufen. Die Produktionsmenge wächst um circa 50 Prozent. Seit 1993 werden in Nordwestmecklenburg Wurstwaren produziert. Die Hamburger, die in der Hansestadt seit 1966 nur regional aktiv waren, entdeckten die alte Konsumfleischerei, entkernten und modernisierten sie und gehören nun zu den größten Arbeitgebern der Stadt. 80 Prozent der Waren werden mittlerweile an bundesweit 700 Kunden ausgeliefert. Zuletzt erwirtschaftete die Fleischerei einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro.
Für etwa sechs Millionen Euro schaffte das Unternehmen eine neue Produktionshalle und Maschinen an.